"Ein sympathischer, leiser Dokumentarfilm, der sich durch eine Kardinaltugend aller künstlerischen Arbeit auszeichnet: die gelungene Wahl der adäquaten ästhetischen Mittel. Der Film von Oliver Hummel widmet sich konsequent der engen Welt der “Kleinen Leute", folgerichtig beschränkt sich der Autor auf die kargen Bildwelten einer kleinstädtischen Tankstelle und wahrt so geschickt die dramaturgische Einheit des Handlungsortes.
Die unbewegte Kamera beobachtet präzise die Protagonisten, ihre Handlungen und ihre Begegnungen und lakonischen Kommentare, hält die Zuschauer bewusst außerhalb der Szene und lädt sie so ein, Situationen und Personen selbst zu erkunden, Empathie für sie zu entwickeln. Fast unmerklich führt uns Oliver Hummel in immer tiefere Schichten des Erlebens seiner Hauptfiguren, ihrer Freuden, ihrer Enttäuschungen und Erinnerungen, die auch dunkle Seiten der Zeitgeschichte nicht aussparen.
Die schlichte Montage verzichtet auf Kontraste und Effekte, verzahnt aber subtil die Bilder mit den Tönen. So führt uns der Film behutsam in die gesamtgesellschaftliche Problematik, die hinter den individuellen Erfahrungen seiner Protagonisten steht: die unaufhaltsame Veränderung des Wirtschaftslebens. Dadurch wird er zum Dokument der aussterbenden Welt mittelständischer Dienstleistungsbetriebe, die einst das bundesdeutsche Wirtschaftwunder mit aufgebaut haben.
Der epische Film von Oliver Hummel, eine "Expedition nach Frankistan", ist ein gelungenes Beispiel für die notwendige Ethnographie der unmittelbaren Nachbarschaft in bester Tradition des deutschen Dokumentarfilms."
Anmerkungen aus der Diplompräsentation
von Rainer C.M. Wagner,
Geschäftsführer Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart